Biodiversität und konventionelle Landwirtschaft
Mal ein ganz anderes Thema für mich. Aber nicht weniger wichtig. Ich möchte hier nämlich jemanden, stellvertretend für wahrscheinlich viele Landwirte, feiern. Und zwar Jürg Lauper.
Zur Vorab Information. Ich lebe als Mieter bei ihm auf einem laufenden Bauernhof. Es ist ein Milch- und Getreide-Hof. Also im Sinne von Mais, Zuckerrüben und Getreide. Die Kühe haben einen grossen Freilaufstall und können im Sommer täglich raus. Die erwirtschaftete Milch wird abgeholt und zur Käsegewinnung genutzt. Also sehr klassisch. Ich möchte hier keine Grundsatzdiskussion führen über gut oder schlecht, über Bio oder nicht, über Tierwohl oder eben nicht. Es ist was es ist. Dieser Hof ist einer von sehr vielen, die eben konventionell bewirtschaftet werden. Aber Jürg Lauper ist immer offen für meine Fragen und versucht mir das Vorgehen auf dem Hof zu erklären. Und ich verstehe, dass seine Ansichten für ihn richtig sind. Wie ich mit Fleisch- oder Milchverzehr umgehe, ist ja schliesslich an mir, wie auch an allen anderen als Konsumenten.
Um das geht es mir hier schlussendlich ja auch nicht. Denn wie gesagt, ich möchte ihn feiern. Bei all dem Traditionellem und Konventionellem, schafft es dieser Bauer ein paar Kleinode zu setzten und zu bewahren. Wir reden hier von Landstücken, die weder gemäht oder abgefressen werden dürfen. Denn sie sind für Insekten, Säuger und Reptilien gedacht. Wiesenstücke, Asthaufen, ect. Dinge, die einem ungeübten Auge vielleicht nicht auffallen, oder als nebensächlich und sogar als unordentlich registriert werden. Ich glaube solche kleinen Edelsteine gibt es auf vielen Höfen, aber es wird eben nicht darüber gesprochen. Es geht auch nicht um die Landstücke in den Getreidefeldern, für die es wahrscheinlich noch Subventionen gibt, sondern um Landstücke hinter Scheunen und Gartenhäusern.
Und dann gibt es noch so motivierte Bauern wie Jürg Lauper, die in ihrer Freizeit noch etwas mehr, etwas Besonderes zustande bringen. Es geht um dieses Bauprojekt.
Foto © Jürg Lauper
Eine Trockensteinmauer zwischen zwei Feldern. “Nichts besonderes” oder “Ja, ja ist hübsch” denkst du vielleicht.
Foto © Jürg Lauper
Aber da hast du weit gefehlt. Es hat hier einige Aspekte, die auf den ersten Blick nicht sofort auffallen. Thema Biodiversität. Diese Mauer bietet jetzt schon vielen Insekten, Echsen und auch Säugern Unterschlupf, Jagdgebiet und vieles mehr.
Foto © Jürg Lauper
Und wenn die Mauer fertig ist, können dort eine Vielzahl von Lebewesen und Arten leben, die sonst an dem Hang keinen oder wenig Lebensraum gehabt hätten. Biodiversität mit ein paar Meter Steinen gefördert und ein Zuhause geschaffen.
Foto © Jürg Lauper
Und was man nicht unterschätzen darf, ist der Aufwand diese Mauer zu bauen. Erst einmal das Material, welches man dafür finden und dort hinbringen muss. Ist ja auch nicht umsonst. Denn auch wenn es vieles auf so Höfen rumstehen und -liegen hat, so hat nicht jeder Hof gleich tonnenweise geeignete Steine. Wichtig war ihm auch, dass die Steine aus der Umgebung sind, denn so passen sie sich in die Natur ein und geben das meiste an das Land ab.
Foto © Jürg Lauper
Dann die Bauplanung, denn die Mauer soll ja halten und das für lange Zeit. Als nächstes die Handarbeit. Jeder Stein wird an den für ihn richtigen Ort per Hand gesetzt, Stein für Stein für Stein für Stein.
Foto © Jürg Lauper
Das alles in der Freizeit. Und ja, sie sieht auch noch schön aus.
So manch einer macht einen Riesenlärm um Kleinscheiss den er tut, oder eben nicht. Überall posten Hans und Franz darüber, dass sie heute ausnahmsweise mal Bio kauften oder auf eine Plastiktüte verzichtet haben. Dieser Bauer spricht nicht mal darüber, dass er wochenlang, in mühsamer kleinteiliger Arbeit Mutter Natur etwas zurück gegeben hat, was wirklich langfristig diesem Stück Land und seinen Bewohnern helfen wird. Rein mit Muskelkraft und Motivation, auch wenn es a…kalt war und mit der Hilfe seines Sohnes und seiner Frau,
Er schickt keinen Bericht an eine Landwirtschaftszeitschrift, postet nichts auf Facebook oder Insta, macht kein Aufhebens darum, sondern baut einfach nur diese Mauer um der Natur willen und weil es ihm Spass macht.
Ich suche immer nach Möglichkeiten meinen Teil zu tun, um die Natur zu ehren und es ihr leichter zu machen mit uns zu leben. Heute möchte ich meinen Teil dazu tun um jemandem “Danke” zu sagen, der sich so viel Mühe macht, seinen Anteil dazu beizutragen. Danke für dieses Projekt und den schon geplanten Projekten, die noch folgen werden.
Und Jürg: “Wie versprochen, wenn CNN für ein Interview anfragt – ich bügel es für dich aus.” Bei allen anderen Anfragen musst du aber allein deinen Mann stehen 🙂
Wenn Du meiner Meinung bist, dass solche Aktionen auch mal grösser gezeigt werden dürfen, dass man auch mal über so etwas sprechen darf, dann teil doch diesen Blogeintrag und/oder sprich darüber. Ich würde mich freuen.
Deine Linna
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